#freitagsgedanken – Sparmaßnahmen



Sparmaßnahmen

Ich verdiene nicht viel Geld. Das ist okay und ich freue mich, wenn mein Einkommen langsam wächst. Das tut es auch, mal mehr, mal weniger.

Die meiste Zeit komme ich gut mit meinem Geld hin, kann unterwegs mal eine Leckerei beim Bäcker kaufen, mal einen Saft am Kiosk, mit Freunden Essengehen, Zeitschriften und Bücher kaufen, ins Theater oder Kino gehen. All das ohne mir zu große Gedanken zu machen, ob das Geld bis zum Monatsende reicht.

Nun ist dieser Herbst etwas speziell. Als Mitglied der privaten Krankenversicherung habe ich mich vor Jahren für ein Versicherungsmodell mit Selbstbeteiligungsbetrag entschieden. Ich gehe sehr selten zum Arzt (ihr wisst schon ...) und hatte deshalb in all den Jahren nie ein Problem damit, dass ich alle Arztkosten selber trage, mit denen ich im Jahr unter meinem Selbstbeteiligungsbetrag liege. Die Kosten waren auch meistens deutlich drunter.

Doch diesen Herbst habe ich mich entschieden, etwas gegen meine Allergie zu tun. Ich machte einen Allergietest und startete eine sublinguale Hypersensibilisierung. Doch Schock: die dafür notwendigen Medikamente sind extrem teuer. Da hab ich erstmal geschluckt, meine Moneten zusammengekratzt und schweren Herzens den Preis bezahlt.
Mit einem Paket ist jedoch eine dreimonatige Behandlung nicht getan, ich brauche noch ein zweites. Ächz.

Dann war ich mal wieder beim Zahnarzt und es wurde eine Krone fällig. Ebenfalls eine sehr kostspielige Behandlung.
Ach, und habe ich erwähnt, dass ich mein Monatsticket für November verloren hab? Mitten IM November? Arrrggghhhh! Es kommt immer alles auf einmal, man kennt es. Bitte eine Runde Mitleid für mich!

Also ist seit einigen Wochen striktes Sparen angesagt. Jede kleine Ausgabe wird genau gegengecheckt, ständig rechne ich rum: wieviel kommt noch rein, wieviel werde ich brauchen ...

Und mir fällt jetzt so richtig auf, wieviel Geld ich normalerweise ausgebe. Für Nonsens. Weil ich´s kann. Die ganzen Alltäglichkeiten fallen weg.
Ich kaufe mir unterwegs nichts mehr zum Trinken, sondern halte mich strikt an die Flasche Wasser in meiner Tasche.
Süßkram und kleine Snacks nehme ich mir von zu Hause mit.
Vor der abendlichen Arbeit gibt es ein Abendessen am eigenen Küchentisch statt im Burgerladen.
Wenn ich in den Supermarkt gehe, halte ich mich an den Einkaufszettel und kaufe nicht noch irgendwas, was mir ins Auge sticht.
Der 300. Nagellack bei Rossmann bleibt einfach mal im Regal stehen.
Meine Lieblingszeitschrift kaufe ich nicht sofort beim Erscheinen, sondern warte ein paar Wochen bis ich wieder das Geld hab.
Ich habe mich entschieden, meine BGE-Spende und mein audible-Abo zu behalten, die Glossybox jedoch gekündigt.
Und genetzwerkt wird momentan nur noch in Laufnähe.

Natürlich nervt mich das. Es nervt mich an manchen Tagen sogar tierisch. Aber es ist für mich auch gerade ein fantastisches Training. Ein Training in Willensstärke und Achtsamkeit.
Was brauche ich wirklich? Worauf habe ich wirklich Appetit? Will ich den Kuchen jetzt aus Langeweile essen oder weil ich ihn wirklich will? Möchte ich das Produkt kaufen, weil es einfach nur hübsch ist, oder habe ich dadurch einen wirklichen Mehrwert? Wie oft werde ich es benutzen?

Alles, was ich konsumiere, stelle ich vorher auf den Prüfstand. Das ist anstrengend, aber im Moment habe ich keine Wahl. Ich merke an vielen Tagen: es tut mir gut, so wie es gerade ist. Ich lerne, mehr auf meinen Körper zu hören und meiner Intuition zu vertrauen.

Ich weiß, ab Januar/Februar wird es besser, dann sind die großen Rechnungen bezahlt.
Ich hoffe jedoch, ich behalte mir die neu trainierte Achtsamkeit – zumindest zeitweise – bei.

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