Vom Wissen und Lernen



In einem der "Per Anhalter durch die Galaxis"-Teile von Douglas Adams gibt es eine schöne Episode, in der der Hauptcharakter, ein Mensch, in der Vergangenheit auf der Erde landet. In der Jetzt-Zeit wurde die Erde schon weggesprengt, weil sie einer intergalaktischen Autobahn weichen musste. Nun steht er dort, allein auf einer Wiese, und ist überzeugt, dass er die Menschheit neu in die Zukunft führen kann, immerhin ist er ein gebildeter Mensch! Und dann stutzt er und fragt sich, ob er überhaupt weiß, wie ein Kühlschrank funktioniert ... hm ... und wie Strom entsteht ... hm ... und wie macht er Feuer?
Er merkt, dass er Dinge nur benutzt, aber keine Ahnung hat, wie sie funktionieren.

Automatisch halte ich mir selbst vor Augen, wie wenig ich weiß. Wie wenig wir alle wissen. Manche sind Spezialisten auf einem Fachgebiet, andere wissen von Vielem ein bißchen. Aber jeder einzeln wissen wir generell nicht allzu viel.
Doch gemeinsam haben wir ein unglaubliches Wissen. Gemeinsam wissen wir Menschen alles. Wir sind ein riesiges Gehirn, dass sich miteinander austauscht, das sich hilft, das voneinander abhängig ist und gerade deshalb so gut als Ganzes funktioniert.

Dennoch bleibt - zumindest bei mir - der Wunsch, viel zu lernen. Mehr Fähigkeiten zu sammeln. Nicht alle Fähigkeiten und Themen sind dabei gleich interessant. Und ich merke, dass ich auf das hören muss, wohin mein Interesse mich von allein lenkt. Denn mein Ich weiß ganz genau, wo die eigenen Talente liegen. Ich muss nur darauf hören.
Das fällt uns aber gar nicht so leicht, auf dieses Ich zu hören. Wir zensieren uns, wir haben Meinungen anderer, die wir zu inneren mahnenden Stimmen umwandeln. Und wir vergleichen uns ständig. Mit anderen, die angeblich irgendeine Fähigkeit haben, die wir nicht haben. Die sich für "sinnvollere" Dinge interessieren als wir. Die "richtige" Hobbies haben.
Dabei ist das Quatsch. Das wichtigste ist, dass wir glücklich sind und uns selbst lieben, denn nur so können wir diese Liebe und dieses Glücksgefühl auch anderen entgegenbringen. Und wir sind dann glücklich, wenn wir etwas tun, was uns Freude bereitet.
Um das zu erreichen, dürfen wir dem inneren Kritiker nicht soviel Raum einräumen. Wir müssen ihm verklickern, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse haben. Das ist schwer und auch ich übe ständig. Es geht vorwärts, in kleinen Schritten. Auch wenn mich die inneren Stimmen mahnen, ich solle mich doch mal mit Geschichte beschäftigen. Aber immer, wenn ich versuche, vergesse ich sofort, was ich mir angelesen habe. Es ist einfach nicht mein Thema.
Was uns wirklich brennend interessiert, damit beschätigen wir uns einfach so. Ganz automatisch und ohne darüber nachzudenken. Uns fällt es noch nicht einmal auf. Es passiert einfach. Und es fing meist schon in der Kindheit an. Manche Interessen verfliegen mit der Zeit, andere bleiben hartnäckig und verstärken sich, werden vielleicht sogar zum Beruf.

Aber manchmal gibt es Themen, die uns eigentlich interessieren, wenn auch nicht so stark, dass wir sie automatisch aufsaugen. Es sind oft Fähigkeiten, die wir beherrschen wollen - um sie für uns selbst zu nutzen, um damit etwas für andere zu tun, um uns etwas zu beweisen ... die Gründe sind vielfältig.
Und dann wird die Neugier auf dieses neue Thema immer größer bis wir den ersten Schritt gehen, z.B. ein Youtube-Video gucken, ein Buch kaufen, einen Kurs buchen oder einen Bekannten fragen, der sich mit der Thematik auskennt.



All diese Möglichkeiten sind eben jene Verknüpfung unseres gemeinsamen Wissens, das wir Menschen haben. Umso faszinierender, wenn sich Menschen finden, die gemeinsam ihre Fähigkeiten austauschen. Statt eines Kurses lernt der eine etwas neues vom anderen. Quasi ein Fähigkeiten-Tandem. Bei Fremdsprachen funktioniert das Prinzip wunderbar und auch bei anderen Fähigkeiten oder Themen ist das eine wunderbare Möglichkeit.

Mein Mann bildet gerade ein Tandem mit meiner Freundin Hua: sie bringt ihm Nähen bei, er ihr Themen rund um Computer und Programmieren. Die erste Session musste ich natürlich gleich fotografisch festhalten. Ich bin begeistert, dass dieser Wissens-Austausch so gut funktioniert und lausche bei beiden Themen, um überall ein klein wenig dazuzulernen.

Nächste Woche wird mein Freund Nils mir mehr zu seinem Unifach Erziehungswissenschaften beibringen. Und ich bin schon wahnsinnig neugierig!
Es gibt noch so viele Dinge, die ich gern können und wissen will. Ich mag es, dass stetige Weiterbildung das Leben spannend hält, das Denken anregt, neue Inspirationen und neue Möglichkeiten mit sich bringt.

Durch Austausch und Netzwerken, durch Neugier und Gespräche können wir soviel voneinander lernen und unser Wissen verknüpfen. Eine grandiose Welt ist das!

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