Objektivität - Blogreihe #wertekatalog

Es ist Value-Friday und es geht weiter mit der Blogreihe #wertekatalog,

Der vierzigste Wert ist:


OBJEKTIVITÄT


Wikipedia sagt:

Objektivität (von lateinisch obiectum, dem Partizip Perfekt Passiv von obicere: das Entgegengeworfene, der Vorwurf oder der Gegenwurf) bezeichnet die Unabhängigkeit der Beurteilung oder Beschreibung einer Sache, eines Ereignisses oder eines Sachverhalts vom Beobachter beziehungsweise vom Subjekt. Die Möglichkeit eines neutralen Standpunktes, der absolute Objektivität ermöglicht, wird verneint. Objektivität ist ein Ideal der Philosophie und der Wissenschaften. Da man davon ausgeht, dass jede Sichtweise subjektiv ist, werden wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse an bestimmten, anerkannten Methoden und Standards des Forschens gemessen.(https://de.wikipedia.org/wiki/Objektivität)

Das ist mal ein interessanter Wert! Vor allem finde ich interessant, dass dieser Begriff in einem Wertekatalog für´s Leben auftaucht. Ich glaube nicht, dass viele Leute bei den Werten, nach denen sie leben, "Objektivität" nennen.
Vermutlich eben auch deshalb, weil - wie in der Definition so schön gesagt - eine absolute Objektivität gar nicht möglich ist.
Aber ist Objektivität erstrebenswert? Ich finde ja. Sie hilft, eine Situation neutral zu betrachten - zumindest so neutral wie es möglich ist.
Gerade in der aktuellen Zeit geht die Objektivität schnell verloren, werden wir von Emotionen mitgerissen. Die richtige Wortwahl in einer Überschrift, ein herzzerreißendes Bild und unsere Objektivität gerät ins Wanken. Das ist absolut normal und menschlich, hilft uns aber nicht immer aktuelle Geschehnisse zuerst einmal wertfrei zu betrachten und zu analysieren.

Und genau das finde ich an Objektivität faszinierend: sie bedeutet auch immer eine Art Wertfreiheit. Und diese Wertfreiheit ist eine der schwierigsten menschlichen Haltungen. Sie hat mit Respekt und Zurückhaltung zu tun, mit Beobachtungsgabe und Unvoreingenommenheit. Alles Eigenschaften, die in der Regel einen langen Lernprozess erfordern - und deshalb nur so selten vorkommen.
Schnell neigen wir dazu, Menschen, die sich um Objektivität bemühen, Meinungslosigkeit vorzuwerfen. Und das klingt, als wäre das etwas schlechtes. Dabei ist es absolut legitim keine Meinung zu einem Sachverhalt zu haben. Und eigentlich sogar eine logische Folgerung, wenn man die Fakten nicht ausreichend kennt, um sich eine richtige Meinung bilden zu können.

Aber das Problem, das die Leute mit der Objektivität, mit der Meinungslosigkeit, mit der Neutralität eigentlich haben: sie ist immer "dazwischen". Wenn jemand sich nicht positioniert, können wir die Person nicht einordnen. Wir wissen nicht, ob derjenige Freund oder Feind, also in unseren Augen "gut" oder "böse" ist. Wir können uns dem anderen gegenüber nicht höher positionieren, denn er gibt uns keine Angriffsfläche. Das macht uns schwach, weil wir den tieferen Status haben. Und das fühlt sich einfach unangenehm an.

Wir Menschen sind aber sowieso nicht in der Lage, 100% neutral zu sein. Das können nur Maschinen. Und ich denke, genau das erklärt auch die Abneigung vieler Menschen gegen Maschinen und Computer. Diese treffen eine logische Entscheidung - im Gegensatz zu uns. Sie treffen die für alle sinnvollste Entscheidung - und nicht die populärste oder für mich als Individuum angenehmste. Das ist schwer zu ertragen.



Auch wenn Objektivität schwer und dem natürlichen menschlichen Verhalten eher artfremd ist - ein bißchen mehr davon würde uns nicht schaden. Sie schärft die Beobachtungsgabe und das Verständnis für fremde Sichtweisen. Und das ist immer von Vorteil.


Dazu mal gleich ein Zitat von Schopenhauer:

Foto: "Republik Vineta", Theatergruppe Vorspiel: https://www.facebook.com/TheatergruppeVorspiel

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