Wie ich das Persönlichkeitstypen-Modell (Riemann/Thomann) für meine Arbeit nutze






Vor zwei Wochen stellte ich das Persönlichkeitstypen-Modell (Riemann/Thomann) vor. Es ist nicht nur sinnvoll für die Kommunikation mit einzelnen Individuen, sondern auch für die Leitung ganzer Teams und Gruppen.

Als ich mich zum ersten Mal mit dem Modell beschäftigte, ordnete ich sofort gedanklich mein engstes Umfeld und mich selbst auf dem Achsenkreuz aus Nähe-Distanz & Dauer-Wechsel ein.

Anschließend war ich neugierig, wo in dem Modell meine Kursteilnehmer stehen. Dafür zeichnete ich für jede Gruppe ein Achsenkreuz und darin für jeden Spieler einen Kreis ein.

Hier zwei Beispiele:
Gruppe 1, die einzelnen Mitglieder sind durch orange Punkte markiert



Gruppe 2






Natürlich war das meine subjektive Wahrnehmung und nur eine grobe Einschätzung, aber es ergaben sich erstaunlicherweise zwei recht unterschiedliche Skizzen für die beiden Gruppen.
Jeder einzelne Kreis zeigte mir den Wohlfühlbereich eines einzelnen Gruppenmitglieds und gab mir dadurch einen Einblick, wie viele Teilnehmer zu welchem Typ tendieren und wie ich passend dazu auf ihre Bedürfnisse Rücksicht nehmen kann.


Wie gehe ich auf jeden einzelnen Persönlichkeitstyp ein?
Hier ein Beispiel, wie ich es bei meinen Workshops mache:

Sicherheitsliebende Typen (Dauer) haben gern einen Überblick über das Geschehen. Regeln und Abläufe sind ihnen wichtig, sie sind ohne dieses Wissen ungern spontan und experimentierfreudig. Also brauchen sie am Anfang eine Richtlinie, an der sie sich orientieren können. Das können klare Regeln für den Abend sein oder einfach eine kurze Beschreibung des Workshopablaufs direkt zu Beginn des Abends.

Im Gegensatz dazu sind überschwängliche Typen (Wechsel) heiß auf neuen Input, auf Abwechslung und kommen gern sofort ins Handeln. Deshalb lasse ich der kurzen Beschreibung des Abends in der Regel sofort ein schnelles Spiel folgen, das viel Aufmerksamkeit erfordert und gleichzeitig unterhaltsam ist.

Für die nähesuchenden Typen (Nähe) verbinde ich das Spiel gleich mit Körperkontakt oder wähle Übungen, in denen sich die Teilnehmer auf einer persönlichen Ebene besser kennenlernen und miteinander austauschen können.

Damit die Sachebene für die distanzierten Typen (Distanz) nicht zu kurz kommt, gibt es später sehr klare Aufgabenstellungen und Texte / Szenenvorgaben, mit denen die Teilnehmer arbeiten.


Der Persönlichkeitstyp der ganzen Gruppe

Aber nicht nur, dass ich durch die Beschäftigung mit den Individuen auf jeden eingehen kann, ist wichtig. Ich schaute, ob es Bereiche im Modell gibt, in dem besonders viele Teilnehmer angesiedelt sind. So entdeckte ich, dass die Gruppe als Ganzes zu einem bestimmten Typ tendiert. Dieses Gebiet, in dem sich die meisten Teilnehmer "ballen", ist die grundsätzliche Ausrichtung der Gruppe. Es beschreibt auch die Stimmung, die ich empfinde, wenn ich mit der Gruppe kommuniziere - die Ausstrahlung der Gruppe.

Mit einer gestrichelten Linie ist der Ballungsbereich markiert:

Gruppe 1

Gruppe 2




Diese Stimmung nehme nicht nur ich wahr, sondern auch neue Mitglieder, die in die Gruppe kommen.
Dadurch werden optimalerweise Menschen angezogen, die zur Gruppe passen, die den Gruppenmitgliedern ähnlich sind oder diese Verteilung gut ergänzen, weil sie eine Lücke füllen, die in der Konstellation der Mitglieder noch oder wieder frei ist.
Weiß ich als Leitung, wie meine Gruppe tickt, kann ich passende Mitspieler finden, die sich dort wohlfühlen werden. Ich kann aber auch eine andere Gruppe/einen anderen Kurs empfehlen, wenn ich merke, dass die Stimmung in der Gruppe für den Interessenten voraussichtlich nicht optimal sein wird.

Wenn ich dieses Modell für meine Arbeit mit Gruppen anwende und nicht nur auf das Individuum schaue, sondern auch auf die Gemeinsamkeiten in der Gruppe, bekomme ich eine Ahnung, was die Gruppe im Gesamten braucht. Je ähnlicher die Bedürfnisse der einzelnen Mitglieder sind, desto einfacher kann ich als Leitung darauf eingehen. Je unterschiedlicher sie sind, desto stärker rücken die Individuen in meine Wahrnehmung und desto stärker muss ich als Leitung auf Respekt und Wertschätzung der Teilnehmer untereinander achten.



Natürlich ist es ein vereinfachtes Modell, das niemals die Komplexität einer Persönlichkeit oder Gruppe widerspiegeln kann.
Dennoch ist es für Führungskräfte und Gruppenleiter ein nützliches Tool, um sich schnell und einfach einen Überblick über die Bedürfnisse ihrer Teammitglieder zu verschaffen.

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