"Eisler on the Beach" - Deutsches Theater Berlin

Foto: Arno Declair, Bildquelle: http://www.deutschestheater.de

Trailer sind manchmal trügerisch. So war es auch bei "Eisler on the Beach" im Deutschen Theater Berlin. Die Inszenierung von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner ist pompös ausgestattet. Das Bühnenbild beeindruckt schon beim Reinkommen, ein historischer Eingang, wie zu einem Hotel namens "Ocean", auf der Vorderbühne roter Teppichboden, an den Seiten rechts und links ein Orchester. Später wird sich der Eingang drehen und real nachgebaute Hopper-Kulissen werden bespielt.
Da kann die Inszenierung ja nur toll werden! Jein ...


Manche Aspekte der Inszenierung sind fantastisch: die Schauspieler (habe ich schon mal erwähnt, dass ich Daniel Hoevels liebe? Nein? Dann wisst ihr´s jetzt. ;) ), die Hanns-Eisler-Musik und die Hopper-Kulissen. Wobei letztere leider fast nur auf einer Großleinwand gezeigt werden.
Diese Leinwand nimmt die ganze Bühne ein, während die Schauspieler hinten in der Kulisse spielen, farblich perfekt ausgeleuchtet und live gefilmt und übertragen. Das ist künstlerisch sehr ästhetisch, aber als Theatererlebnis ernüchternd. Ich möchte die Schauspieler gern live beim Spiel sehen, sie quasi greifbar vor mir haben. Sie auf einer Leinwand zu sehen, ist wie ein Kinofilm - auch sehr schön, aber nicht der Grund, warum ich ins Theater gehe.

Aber die eigentlichen Gründe für meine Zwiegespaltenheit sind die Dramaturgie und Regie.


Thema der Inszenierung sind die Verhältnisse der Geschwister Eisler, ihre Aktivität in der KPD, Mordverdacht und unklare Beweislagen. Ein unglaublich spannender Stoff, der Basis für eine spannungsreiche Inszenierung gewesen wäre. Eine Inszenierung mit Tempo, mit Bedrohung, mit einem gewissen Thrill.
Leider wird zuviel erzählt, wird das Publikum mit zu vielen Informationen und Originalaufnahmen bombardiert, die irgendwann die Aufmerksamkeitsspanne überreizen. Das Stück ist zu lang, es verfängt sich in unnötigen Szenen und der rote Faden verschwindet immer mal wieder, um dann später wieder ein Stückchen hervorzulugen. Wäre es dramaturgisch geraffter, bliebe das Publikum mit mehr Elan dabei. Leider wird stattdessen das Zuschauen zunehmend anstrengender. Schade, um diese wunderbare, eigentlich sehr, sehr spannende Thematik.

Das Regie-Duo Kuttner und Kühnel hat auch "Capitalista, Baby!" inszeniert, von dem ich wegen des Stoffes, der Geschichte, der Texte und einem Teil der Schauspieler begeistert war. Daniel Hoevels als Howard Roark hat mich umgehauen. Aber schon in "Capitalista, Baby!" hatten mich Jürgen Kuttners Auftritte als Ayn Rand gestört. Nicht, weil Jürgen Kuttner kein Schauspieler ist. Ich bin selbst Amateur-Spielerin und alle meine Teilnehmer auch, ich freue mich, wenn Nicht-Schauspieler auf der Bühne stehen. Es ist vielmehr die Art, wie er auf der Bühne agiert - teilweise ironisierend, teilweise sich in den Vordegrund spielend. Und genau diese Kombination macht mir als Zuschauer keine Freude. Ich möchte jemanden sehen, der Freude an seiner Rolle hat, der sie ernst nimmt. Das sehe ich bei Jürgen Kuttners Figuren nicht. Das ist vermutlich Absicht, aber deshalb finde ich es nicht weniger unangenehm.
Nicht nur, dass einer der Regisseure anscheinend immer unbedingt auf die Bühne muss, wirkten einige Szenen auch sehr ungeprobt. Die Inszenierung hatte von allem zuviel, aber kaum etwas war so richtig gut ausarbeitet, alles so ein bißchen. Manche Szenen, die wunderschön hätten sein können, wirkten chaotisch, hatten kein richtiges Timing. Die Schauspieler wurden extrem gefordert mit Gesangseinlagen, Schauspiel, Freezes und Playback-Sprechen. Alles Theaterelemente, die sehr viel Genauigkeit und Übung erfordern, auch bei Profis. Die Schauspieler können das auch bewerkstelligen - wenn genug Probenzeit da ist. Und ich hatte das Gefühl, eben diese Probenzeit hat gefehlt. Vieles wirkte unfertig und anstatt die Szenen dann einfach zu streichen, wurden sie auf Biegen und Brechen dringelassen.

Ich habe anhand des Trailers viel erwartet und leider nicht so viel bekommen. Das ist immer etwas enttäuschend, aber immerhin wurde ich mit einem tollen Ensemble und schönen Bildern belohnt.


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