"Menschen im Hotel" - Vaganten Bühne

Theaterbesuche können manchmal ganz besondere Erlebnisse sein. Gelegenheiten, in andere Welten einzutauchen und neue Orte zu entdecken. Manchmal ist das Zuschauerlebnis einzigartig.
In "Menschen im Hotel", einer Inszenierung der Vaganten Bühne nach einem Roman von Vicki Baum, treffen alle diese Punkte zu.
Die Inszenierung ist eine Kooperation mit dem Hotel Savoy gleich in der Nähe. Somit überrascht es nicht, dass die Zuschauer erst in der Vagantenbühne im Zuschauersaal sitzen und sich wenig später in einem echten Hotelzimmer wiederfinden. In kleineren Gruppen begleiten die Zuschauer die einzelnen Figuren und erleben so einen Teil ihrer Geschichte. Später wechseln sie in ein anderes Zimmer und lernen eine der anderen Figuren kennen ... bis irgendwann jeder Zuschauer alle Teile der parallel laufenden Geschichten gesehen hat.
Nicht nur die Gelegenheit, durch das Hotel Savoy zu gehen, dabei leise zu sein, auf dem Bett in Greta Garbos Zimmer Gummibärchen zu essen oder Gespräche auf dem Hotelbalkon zu belauschen, macht diese Inszenierung interessant ... für mich waren es vor allem die vielen kleinen feinen Momente der Ruhe, die zarten Augenblicke der Intimität und der Träumerei, an denen ich teilhaben durfte:

Der Moment, wenn die Figur Otto Kringelein sein Fenster öffnet und die kühle Nachtluft in das Zimmer strömt, ich die Lichter von draußen sehe und die Autos vorbeifahren höre.

Der Moment, wenn er sich ins Bett legt, sein Licht ausmacht und ich in einem dunklen, stillen Hotelzimmer sitze.

Der Moment, wenn die Figur der Grusinskaja vor mir auf dem Boden hockt, ihren Kopf unglücklich an das Bett gelehnt.

Der Moment, wenn ich zum Gesang des Stubenmädchens aus dem Panoramafenster auf den Berliner Westen schauen kann.

Als das Stück zu Ende ist, reden wir darüber, wir kritisieren auch, teilweise manche schauspielerischen Leistungen, Schwierigkeiten der Technik, Überlängen und ein alterndes Publikum.
 Aber ich merke immer wieder: darum geht es nicht.

Es geht um´s Einlassen auf eine Poesie. Dieses Einlassen braucht Konzentration, Abschalten und auch eine Fähigkeit des Ausblendens. Aber wenn man es schafft, kann ein Theatererlebnis eine wunderbare Erinnerung werden und uns unvergessliche Momente bescheren.


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